Im 16. Jahrhundert setzte sich eine fest installierte Beleuchtung zur Erhellung der Straßen durch. Die moderne Gasbeleuchtung wurde erst um 1800 zuerst in England als Industriebeleuchtung realisiert: Unabhängig von der Tageszeit konnte so die industrielle Produktion in den Fabrikhallen vorangetrieben werden. Die Qualität des Gaslichtes überzeugte aber auch für Privathäuser und die öffentliche Beleuchtung.
Als die meisten europäischen Großstädte in den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts die elektrische Straßenbeleuchtung einführten, kämpfte Dortmund noch mit den Nachwehen des Niedergangs als Hansestadt. Die Infrastruktur war schlecht, die Straßen der Innenstadt wurden nur zu besonderen festlichen Anlässen mit Pechpfannen beleuchtet.
Doch das Blatt sollte sich grundlegend wenden. In der Mitte des Jahrhunderts kam der wirtschaftliche Aufschwung und die atemberaubenden Wachstumsraten führten zu Wohlstand und Anspruch in der Stadt. So beantragte der Kaufmann Friedrich Wurm 1850 beim „Wohllöblichen Magistrat“ von Dortmund die Erlaubnis, eine Gasbereitungsanstalt im hinteren Teil seines neu erbauten Hauses zu errichten. Auch der Gastwirt Ernst Wenker wurde vorstellig und wollte einen eigenen Gasometer von sechs Fuß Durchmesser aufstellen, um vor dem Oberlicht seiner Haustür, in zwei Wirtschaftszimmern, dem Treppenhaus und der Küche Gaslicht einrichten zu können. Über Jahre wurde der Vorstoß dieser beiden Herren diskutiert.
Die Mitarbeiter der Dortmunder Aktien-Gesellschaft für Gasbeleuchtung vor der Geschäftsstelle im Jahr 1907.
Doch erst Anfang 1855 bestellten die Dortmunder Bürger eine „Commission“, die die Gründung einer „Gas-Actien-Gesellschaft“ vorbereiten soll. Schließlich setzten am 19. Juni 1857 der Justizrat Jacob Esch, der Kaufmann Friedrich Hüttemann, der Gutsbesitzer Theodor Bilefeldt und der Hauptmann a.D. Balduin Neesen ihre Namen unter die notarielle Eintragung der „ Dortmunder Actien-Gesellschaft für Gasbeleuchtung“. Die Anzahl der Gaslaternen wurde auf 120 festgelegt, ab November 1856 wurden auch Anträge auf die Einrichtung von privater Innengasbeleuchtung abgenommen.
Ab dem 21. Dezember 1856 konnten die Dortmunder die neuen Gas-Straßenlaternen bewundern. Allerdings: Viel Licht gaben sie nicht. Die Laternen wurden in der Regel nur für wenige Stunden angezündet – wenn überhaupt. Damals empfanden die Menschen das Licht des Mondes häufig noch als ausreichend.
Das Bedürfnis nach mehr Beleuchtung steht in direkter Verbindung mit der fortschreitenden Industrialisierung. Noch vor der Jahrhundertwende erhöht sich der Bestand an Gas-Straßenlaternen in Dortmund auf über 1.000, 1914 übersteigt er bereits die 2.000-Marke. Zu Beginn des 2. Weltkriegs stehen 6.180 Leuchten im Stadtgebiet.
In den Kriegsjahren kam die Gasversorgung zwar zeitweise ganz zum Erliegen: Das Rohrnetz war vollständig zerstört worden und musste wiederhergestellt werden. Doch mit dem Ende des zweiten Weltkriegs sind die Tage der Gasbeleuchtung gezählt: Die elektrische Beleuchtung ist auf dem Vormarsch. In den 60er Jahren schließt die Stadt Dortmund mit den Vereinigten Elektrizitätswerken (VEW) einen Vertrag über die Umrüstung der öffentlichen Straßenbeleuchtung ab. Die letzte Gaslaterne wurde 1972 abgebaut.
Der Scheibengasbehälter von DEW21 wurde am 18. Oktober 2015 gesprengt.
Allerdings hatte die „Dortmunder Actien-Gesellschaft für Gasbeleuchtung“ schon vorausschauend auf die Elektrifizierung der Straßenbeleuchtung reagiert und frühzeitig versucht, neue Absatzwege für das Erdgas zu finden. In Ausstellungs- und Verkaufsräumen am Westenhellweg wurde die Nutzung von Heiz- und Kochgas angepriesen. Mit Erfolg: Der Absatz von Gasherden stieg rasant an. In den 60er Jahren etablierten sich die Gasheizungen als beste Lösung.
Erdgas wurde in den Folgejahren damit zu einem überaus wichtigen Rohstoff. 1956 wurde der DEW21-Scheibengasbehälter in Dortmund-Lindenhorst in Betrieb genommen. Er diente dazu, die Gas-Verbrauchsspitzen im Tagesverlauf auszugleichen. Inzwischen hat der 93 Meter hohe Riese ausgedient und wurde am 18. Oktober 2015 gesprengt. Sein „Bruder“, der Hochdruck-Kugelgasbehälter, ging 1972 in Betrieb war seinerzeit der größte Kugelgasbehälter Europas. Die Umstellung von Kokereigas auf den natürlichen Rohstoff Erdgas erfolgte in Dortmund schrittweise seit 1978. Am 13. Oktober 1980 wird das letzte Stadtgas abgefackelt und die Umstellung auf Erdgas abgeschlossen.
Heute nutzen über 50 Prozent der deutschen Haushalte Erdgas –Tendenz steigend.