Regionales

Seit Jahrhunderten gut gebettet

40 Skelette, ein Interview. Drei Fragen an ein Skelett über Dortmund, das Mittelalter und heute.
von Gabi Dobovisek
DEW21 Seit Jahrhunderten gut gebettet

Bei Bauarbeiten für die DEW21-Wärmewende wurden in der Klosterstraße mehr als 40 Skelette entdeckt, die mehrere Jahrhunderte alt sind. Gemeinsam mit Stadtarchäologen Ingmar Luther interviewten wir eines davon ;-)

Liebes Skelett: Du bist ja gerade erst ausgebuddelt worden. Freust du dich über den Hype, der um dich veranstaltet wird?

Ach, ich war ja zu Lebzeiten schon eine Figur des öffentlichen Lebens und bin den Kult um meine Person deshalb gewöhnt.

Aber jetzt soll bis nächsten Sommer jeder Zentimeter von mir naturwissenschaftlich untersucht werden. In Speziallaboren von Mannheim bis Oxford werden unsere Knochen, Schädel- und Gebissformen unter die Lupe genommen, um Geschlecht, Herkunft und Todesart zu bestimmen. Auch mein Alter wird eine Rolle spielen, dabei hatte ich dem Ingmar extra gesagt, dass ich das nicht so gerne an die große Glocke hänge.

Danach spekuliere ich aber auf ein warmes Plätzchen in einem der Dortmunder Museen.

Was ist heute eigentlich anders als zu deiner Zeit? Sind die Einkaufsmöglichkeiten besser?

Der Hansemarkt war ja schon damals eine Legende zwischen Mainz und Köln und nach unseren Kaufmannsfamilien wie Berswordt und Klepping wurden Straßen oder Hallen benannt.

Aber heute wird noch viel mehr feilgeboten. Dieses „Pommes mit Currywurst“ ist zum Beispiel gar nicht schlecht. Nur an die neuen Beinkleider für Frouwen kann ich mich nicht gewöhnen. Es geht doch nichts über ein langes Gewand mit Schleier.

Was wundert dich am meisten, wenn du deine Stadt heute siehst?

Früher haben wir unser Bierchen, ein nährreiches Grundnahrungsmittel, noch selbst gebraut. In mein Geheimrezept gehört übrigens eine Prise Rosmarin und Kümmel. Als am Alten Markt die ersten Schankbetriebe aufkamen, habe ich natürlich auch dort gerne einen Humpen genascht. Das hatte aus uns ja auch eine Bierstadt erster Güte gemacht.

Damals hätte ich aber nicht im Traum daran gedacht, dass ein unbedeutender Marktflecken in Ostwestfalen heute fast alle Dortmunder Brauereien betreibt.

Mehr zum Thema Regionales


NEUIGKEITEN AUF SOCIAL MEDIA